Bild von Bildhauwerkzeug

kunstmathe-Projekt 01 (b)

Interludium


Ein Dialog zwischen Künstler und Mathematikerin, Künstlerin und Mathematiker


(Anita Dietrich)

P.: Dein Bild verbindet eine kreativ entstandene – leider leerstehende –
Baustruktur kreativ mit Malerei.
Kunst ist in Mathematik, und Mathematik ist in Kunst – und hier auch
gleich auf mehreren Ebenen.

A.: Ja, genau das ist geradezu eine Grundlage meiner künstlerischen
Arbeit :
jede Formel hat ihr Bild.

P.: Das Bild vermittelt, erzeugt den Eindruck von Leere.

A.: Das Bild heißt Die Leere.

P.: Wenn jede Formel ihr Bild hat, hat dann im Umkehrschluss jedes Bild
auch seine Formel? Und wie könnte jemand hier eine Formel fassen?
Leere Architektur erzeugt Leere? Leere erzeugt Leere? Leere ist
Leere?
0 = 0, 0+0 = 0, 0x0 = 0 ?

A.: Oder Leere erzeugt Kreativität ….

P.: Oder Kreativität ist die Voraussetzung dafür, die Botschaft von der
Leere in ein Bild zu fassen und diese Botschaft aus dem Bild zu lesen.

A.: Ja, so ist es!


Die Bilder, die Bedingungen und die Primzahlmehrlinge
(ein Ausflug)


Jede Formel hat ihr Bild.

(Anita Dietrich)


Mit der Konstruktion der scheinbar unlösbaren Anfangs-Aufgabenstellung
Echtzeit-Produktion endloser Folgen von Primzahlmehrlingen
und ihrer gedanklich implizierten Vermutung, dass es
unendlich viele Primzahlmehrlinge
gibt sowie der Ansage, dass kreativ entstandene menschengemachte Probleme immer auch von Menschen kreativ beherrschbar sein müssten,
hat unser Kerl sich bewusst weit vorgewagt.

Angenommen sei die Ausgangssituation :
– es ist keine Idee zu einem möglichen Lösungsansatz bekannt;
– es ist nicht einmal eine Idee zu auch nur einer entscheidenden Bedingung für einen Lösungsansatz bekannt.
Wie und wo also sind Grundlagen für Bedingungen und ihre fundamentalen Rollen zu finden –
für den menschlichen Weg zur Lösung und für die menschliche Lösung selbst?
Wo fange ich an?


Ich weiß, dass ich nichts weiß.

(Sokrates, Platon)


Die schönen Künste scheinen allgemein vielleicht als eher umso schwieriger mit abstrakten Problemen und Innovationen verknüpfbar je schwieriger und abstrakter die Themen werden.
Unser Kerl andererseits vertraut insbesondere auch genau dort der ursprünglichen kreativen Kraft aus der Symbiose von Kunst und Mathematik,
hat doch gerade Kunst immer auch etwas mit der Einbeziehung des scheinbar Unbegreiflichen sowie auch des scheinbar Verlorenen zu tun und
ist es doch das Selbstverständnis von kunstmathe, sich für Innovationen insbesondere dem scheinbar Unlösbaren zu stellen.

Wenn also kombinierte oder wechselseitige kreative Arbeit mit den menschlichen Kreativ-Fundamenten Kunst und Mathematik hier für Erkenntnisgewinn durchaus fruchtbar sein könnten,
da könnte es doch eine nicht so schlechte Idee sein, zunächst einmal auf der Kunstseite zu beginnen mit dem Versuch einer ersten grundsätzlichen Orientierung zu möglichen wichtigen Bedingungen und ihren möglichen Rollenspielen bei der Lösungssuche und der Lösung selbst.


Vertrauen bedeutet, den ersten Schritt zu tun, auch wenn Du die Treppe noch nicht sehen kannst.

(Martin Luther King)


Der Kerl geht auf die Suche, sieht und sammelt mit der Zeit eine kleine prädestinierte Bildersammlung.

(Quelle: Kreative Werkstatt der Diakonie Stetten e.V., Waiblingen, D)

Der Kerl hat es für sich also gefunden, ein kleines inspirierendes Bilderbündel,
– das ihm die volle Wucht, die volle Herausforderung und die volle Verlockung der selbst gestellten Aufgabe spüren lässt,
– in dem er lesen und immer wieder weiter interpretieren kann,
– in dem er gedanklich fliegen und frei schweben kann, sich in

Primzahlmehrlingen, Primzahlmehrlings-Geburten, natürlichen Zahlen, Zahlensystemen, Rechenarten, Folgen, Ketten, Richtungswechseln, Räumen, Kräften, Unendlichkeit, unendlicher Vielfalt, unendlicher Häufigkeit, unendlichen Wiederholungen, unendlichen Längen, Endlichkeit, Endlosigkeit, Kreisgleichungen,
elliptischen Kurven, Stetigkeit, Störungen, Kurven, Wellen, Funktionen, Rotationen, Translationen, Bewegungskombinationen, Schwingungen, Gesetzmäßigkeiten, Willkür, Konstruktionen, Maschinen, Prozessen, Computerarchitekturen, Wechselwirkungen, Harmonien, Disharmonien, Kompositionen, Vernetzungen, modularen Strukturen, Leere, leeren Mengen, Mengenlehre, Modellen, partiellen Differentialgleichungen, Zufällen, Komplexität, Mühen, Verheißungen, Fortschritten, Scheitern, digitaler Welt, analoger Welt, Problemebenen, Algorithmen, Schwierigkeitsklassen, Innovationen, Intuitionen, Inspirationen, Rätseln und Lösungen

kreativ verlieren und kreativ entfalten kann und
in der er eine erste markante Ahnung zu wichtigen Bedingungen und zu Kernproblemen geschenkt bekommt.

Allein Ahnung genügt hier leider nicht.
Es braucht mehr, braucht deutliche Festigung, angemessene Konkretisierung.


Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis.

(Renè Descartes)


In den Fokus drängt sich ihm dafür ein inspirierender Zwischenschritt zur Mathematikseite.
Mit der Botschaft von der Kunstseite, mit der Bildersammlung sowie eigenen Bildern im geistigen Gepäck will der Kerl sich zunächst einem anders schwierigen Problem als der Echtzeit-Produktion endloser Folgen von Primzahlmehrlingen widmen, einem Problem, das ihm aus kunstmathe-Sicht weniger offen, weniger schwierig zu beherrschen zu sein scheint.
Für weiteren Erkenntnisfortschritt fällt die Wahl auf das
Collatz-Problem.

Warum fällt die Wahl auf das Collatz-Problem?
Weil vor der Beschäftigung mit ihm gewarnt wird, weil das Problem als außerhalb des heutigen menschlichen Verständnisses liegend angesehen wird.

[wird fortgesetzt]